Know-How Center - Lagoo Segelschule

Persönliche Vorbereitung Segelschein Prüfungskurs

Geschrieben von Ivano Celia - CEO & Segel-Instruktor, Hochsee-Skipper CCS | 24.08.2021 14:59:00

Theorie, Ausrüstung & Kurs-Programm

Vor deinem Segelkurs gibt es grundsätzlich 3 Bereiche, auf die du dich vorbereiten kannst. Ein Bereich betrifft die theoretischen Grundlagen, die für die praktischen Lektionen und das eigentliche Segeln wichtig sind. Die beiden anderen Bereiche beziehen sich auf deine persönliche Ausrüstung und das Kursprogramm.
 

Dieser Artikel ist in folgenden Bereichen unterteilt

  • 1. Theoretische Grundlagen
  • 2. Ausrüstung
    • Kleidung
    • Schuhwerk
  • 3. Programm
    • Treffpunkt
    • Parkplätze
    • Pausen & Verpflegung

1. Theoretische Grundlagen

Die praktische Segelschein-Prüfung ist in zwei Bereiche unterteilt. Im ersten Teil wird das praktische Segeln geprüft, wozu die Bereiche 1 bis 3 gehören, wie oben illustriert. In diesem Artikel gehen wir näher darauf ein, um dich ideal auf diesen Teil deines Kurses vorzubereiten. Themen die du vor deinem Kurs kennen musst:

Illustration der segel- und nicht segelbaren Wind-Sektoren/Wind-Kurse aus unserem Lern-Kit von BOATDRIVER

 

Manöver-Kreis

Der Manöver-Kreis bildet die Grundlage des Segelscheinkurses sowie des Yachtsegelns im Allgemeinen und ist eine unverzichtbare Werkzeugkiste (Toolbox), die dich befähigt, sicher zu segeln. Im Manöverkreis werden alle relevanten Kurse jeweils zweimal gefahren, einmal auf jeder Seite des Bootes. Der Vorwindkurs (mit dem Wind bzw. vor dem Wind) wird nicht gefahren und auch nicht geprüft. Folgende Windsektoren bzw. Windkurse musst du kennen und beherrschen (siehe Illustration der Windsektoren oben):

  • Hart Amwindkurs (an der Windkante), ca. 35° - 40°
  • Amwindkurs (Kurs zwischen Hart Amwind und Halbwindkurs), ca. 60°
  • Halbwindkurs, ca. 90°
  • Raumwindkurs, ca. 120 - 140° (Fock/Vorsegel bleibt immer mit Wind gefüllt!)

Die Grad-Angaben beziehen sich auf den scheinbaren Wind.

Jeder Kurs wird einmal auf jeder Seite (rechts/links oder Steuerbord-/Backbord-Bug) gefahren. Dabei werden die Kurse unter strukturierter Anleitung (Kommandos) des Skippers (Prüflings) an der Pinne gefahren. Der Prüfungsteilnehmer zeigt damit, dass er alle wichtigen windbezogenen Kurse kennt, diese fahren und halten kann, die dazugehörigen Kommandos kennt und damit seine Crew strukturiert und souverän anleiten/führen kann, sowie strukturiert wenden und halsen kann, und auch strukturiert anluven und abfallen kann.

Um dich auf den Manöverkreis vorzubereiten, solltest du Folgendes wissen:

  • Was ist ein Hart Amwind, was ein Amwindkurs?
  • Was ist ein Halbwindkurs?
  • Was ist ein Raumwindkurs?
  • Wie steht das Boot jeweils in Bezug auf den Windkurs/-Sektor?
  • Wie ist die richtige Segelstellung?
  • Wie wird die Pinne bedient? Was muss ich machen, um nach rechts/links zu fahren?
  • Was ist Anluven/Abfallen?
  • Was ist eine Wende, was eine Halse?
  • Was ist Luv? Was ist Lee?
  • Wie lauten die Kommandos? (Kommandos aus dem Login-Bereich verwenden)

Eine gute Vorstellung von diesen Fragestellungen wird dich bereits sehr gut auf deinen praktischen Segelkurs vorbereiten. Dies sind grundlegende Themen des Yachtsegelns, die zusammen mit der Seemannschaft die Basis bilden. Alle diese Themen kannst du mit unserem umfassenden Lern-Kit selbstständig studieren und erarbeiten, und wir werden sie auch gemeinsam am kostenlosen praktischen Theorieabend (inklusive leichtem Abendessen), der 2 - 3 Wochen vor deinem praktischen Kurs stattfindet, vertiefen. Du wirst also von uns bestens vorbereitet und gecoacht.

 

Illustration des MüB/MOB Manövers aus unserem Lern-Kit von BOATDRIVER

 

MÜB od. MOB Mann-über-Bord Manöver

MOB ist die international bekannte Abkürzung und steht für Man-over-Board. Beim MOB geht es darum, ein Manöver einzuleiten, um eine ins Wasser gefallene Person sicher und strukturiert zu retten und zu bergen. In der Schweiz wird dies unter Segel gefahren, also nicht mit Hilfe des Motors, sondern ausschließlich unter Segel. Außerdem wird die Person (in der Übung ist es eine Boje, im Sommer finden sich immer freiwillige Kursteilnehmer, die tatsächlich ins Wasser springen 💦😂) in der Schweiz immer in Lee geborgen, also auf der wind- und wellengeschützten Seite des Bootes. Das Boot soll dabei - bei einem Hart Amwind oder Amwindkurs - also in Luv (Wind zugewandte Seite) zur bergenden Person (Boje) zum Stehen kommen. Dies hat den Vorteil:

  • Die zu bergende Person wird automatisch vor Wind und Wellen geschützt.
  • Wind und Wellen treiben das Boot zusätzlich in Richtung der zu rettenden Person oder Boje.

ACHTUNG: Beim Stöbern im Internet ist Vorsicht geboten. Die Deutschen zum Beispiel führen das Manöver etwas anders durch und schiessen nicht mit einem beinahe, sondern einem echten 90° Aufschiesser zur Person auf und haben keine Regel, dass die Person in Lee geborgen werden muss. Das Schweizer Manöver finde ich - ehrlich gesagt - unter Segel auf Binnengewässern das bessere und sinnvollere Manöver. Dasjenige der Deutschen würde ich unter Segel auf Hochsee anwenden. Unsere Segelschule hält sich selbstverständlich an die Schweizer Variante, wie es das Gesetz vorgibt. Bei der Lagoo Segelschule lernst du dieses wichtige und unter Umständen lebensrettende Manöver, strukturiert sowie souverän durchzuführen, auch dank unserer Methode und unserem Schulschiff, die dir helfen, das Manöver sehr präzise zu erlernen. Die Basis unseres MOB Manövers sind:

  • die sogenannte Q-Wende (180° Wende von Halbwind auf Halbwind, in die entgegengesetzte Richtung)
  • und der beinahe oder nahezu Aufschiesser (Hart Amwind oder Amwindkurs in Bezug auf Boje/Wind)

Wir führen die Q-Wende von Halbwind auf Halbwind durch, also eine 180° Wende von einer in die entgegengesetzte Richtung. Die 8 - wie du sie in der oberen Illustration siehst - kommt durch die Abdrift zustande.

90° Aufschiesser auf Boje

Beim 90° Aufschiesser auf die Boje soll in einem 90° Winkel auf die Boje (das Gesetz schreibt einen Pfahl vor, aber auf unserem See haben wir keinen, an den wir aufschiessen könnten) und in den Wind aufgeschossen werden, sodass das Boot mit dem Bug (Spitze vorne) bei der Boje im Wind zum Stehen kommt. Natürlich unter Segel und ohne Beihilfe von Motor. Es soll also geübt werden, dass man unter Segel auf eine Boje gegen den Wind aufschiessen kann, um daran z.B. festzumachen oder auch im Notfall z.B. auf einen Steg oder eine Box zum Stehen zu kommen, ohne dass man dabei hineinkracht.

Knoten

Gemäss den gesetzlichen Anforderungen musst du an der praktischen Prüfung lediglich 4 Knoten beherrschen. Es ist jedoch nicht nur wichtig, diese zu beherrschen, sondern auch zu verstehen, wofür sie verwendet werden können. Macht das Sinn? Nachfolgend findest du unsere Auswahl an Knoten, die wir dir empfehlen zu lernen und mit denen du auch auf Hochsee und weltweit gut zurechtkommen wirst:

  • Palstek: Ein vielseitiger Knoten für verschiedene Anwendungen, er bildet eine Schlaufe, die sich nicht zuzieht. Zum Beispiel zum Anschlagen von Schoten und Fallen am Segel oder zum Befestigen einer Leine an Ringen und Ösen.
  • Mastwurf/Webelein: Zum Festmachen deines Schiffes an einem Pfahl/Dalben, anschließend mit zwei halben Schlägen gesichert. Typischerweise auch zum Befestigen von Fendern an der Reling.
  • Kopfschlag: Zum Festmachen des Schiffes (auf Slip) mit einer Festmacherleine an Land, umlenken und dann zurück zum eigenen Schiff, wo du sie befestigst.
  • Stopperstek: Sehr ähnlich wie der Mastwurf/Webelein (gleiche Knoten-Familie), um zwei ungleich starke Leinen unter Last sicher zu verbinden im Gegensatz zum Schotstek, der sich unter Last öffnen kann.
  • Schotstek einfach und doppelt: Um zwei ungleich starke Leinen unter Last zu verbinden, kann sich jedoch unter Last öffnen.
  • Achterknoten: Am Ende von Schoten, Fallen und anderen Leinen, um ein Ausrauschen zu verhindern.
  • Kreuzknoten: Um zum Beispiel das Großsegel mit Bändseln zu fixieren, wenn es geborgen wird.

Lerne die Knoten selbstständig und bequem mit dem mitgelieferten Knoten-Set sowie den Video-Anleitungen, die du als Teil unseres umfassenden Lern-Kits nach der Buchung deines Intensiv Segelschein-Kurses von uns erhältst. Wir wiederholen die relevanten Knoten natürlich auch bei unserem praktischen Theorieabend sowie während deines praktischen Segelschein D Intensiv Kurses.

Die in diesem ersten Kapitel behandelten Theoriegrundlagen sind nicht vollständig und abschliessend behandelt, bilden jedoch eine gute Grundlage der relevanten Themen ab. Alles Weitere werden wir sowohl beim praktischen Theorieabend als auch während deines Intensiv Segelschein D Prüfungskurses gemeinsam mit dir erarbeiten und wiederholen.

2. Ausrüstung

Du musst nicht zwingend Hunderte von Franken in Segelausrüstung investieren, um deinen Segelkurs und die Prüfung zu absolvieren. Wander- und Fahrradbekleidung sind am ehesten mit Segelbekleidung vergleichbar. Es versteht sich von selbst, dass spezifische Segelkleidung für diesen Sport entwickelt wurde und auf die Anforderungen des Segelns zugeschnitten ist. Bei gemässigtem Wetter spielt dies möglicherweise keine große Rolle, aber bei extremen Wetterbedingungen (kalt, heiß, nass) wird deine Segelerfahrung mit entsprechender Ausrüstung angenehmer oder weniger angenehm sein. Das ist klar.

Wenn du planst, den Segelsport mittel- und langfristig zu betreiben, lohnt es sich auf jeden Fall, von Anfang an in hochwertige Ausrüstung zu investieren, anstatt mehrmals zu kaufen. Es ist besser, eine hochwertige Regenjacke zu besitzen, die du auf allen Revieren und bei jeder Temperatur verwenden kannst, als eine günstigere, die nur für spezifische Bedingungen geeignet ist. Das ist nicht nur kosteneffizienter, sondern auch ein besseres Erlebnis.

Beispiel: Es mag kein Problem sein, an einem Tag von vier Kurstagen Gummistiefel zu tragen. Solltest du jedoch wetterbedingt alle vier Kurstage in Gummistiefeln verbringen müssen, wirst du die Vorteile von angenehmerem Material wie Leder oder Gore-Tex-Gewebe zu schätzen wissen.

Einige hilfreiche Prinzipien für wetterangepasste Kleidung:

  • Zwiebelprinzip: Schichten wie beim Wandern, besonders bei unbeständigem Wetter in der Schweiz.
  • Basisschicht: Unterwäsche
  • Mittlere Schicht: Leichter Spezialsweater
  • Äußere Schicht: Wind- und/oder Regenjacke/-hose

Das Denken und Kaufen in Schichten ist klug und kostengünstig, da diese Kleidungsstücke auch für andere Bereiche und Freizeitaktivitäten genutzt werden können.

Bitte betrete niemals das Boot mit Strassenschuhen! Das ist unhygienisch (Strassenschmutz auf dem Boot und der Kleidung) und kann das Boot beschädigen. Verwende saubere Turnschuhe, Hallenschuhe oder am besten Segelschuhe, die du vor dem Betreten des Bootes anziehst.

Segelschuhe sind eine gute Investition und wichtiger als Segelhandschuhe, insbesondere wenn du auf Segelyachten segelst. Für diejenigen, die auf Jollen segeln, sind Segelhandschuhe sicherlich wichtiger.

Meine Lieblings-Shops sind compass24.ch und WATERSPORTSOUTLET, bei denen ich weder investiert, noch verwandt oder verschwägert bin. Wer einen Segelscheinkurs bei uns bucht, erhält automatisch einen Willkommensgutschein von compass24 im Wert von CHF 25.00!

Ich bevorzuge Bewegungsfreiheit und Tragekomfort, da ich oft und bei jedem Wetter segeln gehe. Materialien, die schnell unangenehm riechen, stören mich. Mit dem Preis muss dies nicht unbedingt zusammenhängen. Marken sind mir grundsätzlich egal, solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Hier sind meine Favoriten:

  • Helly Hansen Tech T-Shirt (Basisschicht & UV-Schutz)
  • Helly Hansen Funktions-Zipshirt HP Shore (Mittlere Schicht)
  • Bordhose (vor Ort anprobieren, um den besten Schnitt zu finden)
  • Regenbekleidung
  • Segelschuhe (vor Ort ausprobieren!)
  • Guter Allround-Schuh
  • Caps, Mützen etc.
  • Sonnenbrille (normale ausreichend)

Hilfreiches Zubehör:

  • Trockentaschen
  • Handy- & Schlüsselbeutel (teilweise in Jacken/Hosen integriert)
  • Schlüsselanhänger mit Schwimmer
  • Sonnencreme (normale ausreichend)

3. Kurs-Programm

Wir treffen uns jeweils um 09:00 Uhr bei der Schwaneninsel am Hafen Spreitenbach. Die Segelkurse sowie die Segelschein-Prüfung finden bei jedem Wetter statt und werden höchstens wegen folgender Gründe abgebrochen oder verschoben:

  • Sturm
  • Kein oder ungenügender Wind (selten)
  • Verhinderung des Prüfungsexperten (sehr selten)

Parkplätze

Leider sind die Parkplätze direkt beim Hafen Spreitenbach nur für Mieter zugänglich. Allerdings gibt es in unmittelbarer Nähe genügend und günstige Parkplätze bei der Primarschule Seefeld sowie dem Strandbad Lachen.

Verpflegung & Pausen

Es ist immer ratsam, während des Kurses Snacks und/oder Verpflegung sowie ausreichend Getränke mitzubringen. Wir versuchen jeweils mindestens einmal am Tag eine Pause von 30 bis maximal 60 Minuten zu machen, wollen aber grundsätzlich bei Wind segeln. Die Mittagspause kann daher auch erst um 13:00 oder 14:00 Uhr sein. Wir kehren für die Pause zurück in unseren Hafen Spreitenbach, wo keine Verpflegungsmöglichkeiten vorhanden sind. Sollten alle Teilnehmer etwas dabei haben und niemand auf die Toilette muss, können wir auch eine Mittagspause auf dem Boot machen. In den Sommermonaten gibt es natürlich auch die Möglichkeit zum Baden. Die genaue Handhabung der Pausen wird in der Gruppe besprochen, um einen gemeinsamen Konsens zu finden.

Kurs-Programm

  • 1. Tag, Grundkurs: Segel setzen/bergen, Manöver-Kreis, Kurse fahren, Segelstellung, Wenden, Q-Wende, Halsen
  • 2. Tag, Vertiefung & vollständiges Programm: MOB (Mann-über-Bord), Aufschiesser auf Boje, Wiederholung des Manöver-Kreises, Kommandos
  • 3. Tag, Wiederholung: Alle Manöver, Kommandos, Theorie, Prüfungssimulation, Bezeichnung der Bootsteile
  • 4. Tag, Morgenwiederholung: Prüfungssimulation, Wiederholung aller Manöver sowie der Theorie vor der Prüfung. Nachmittags ab 13:00 Uhr findet die praktische Prüfung in 2er Gruppen statt, abgenommen vom kantonalen Prüfungsexperten.

Koordination des Prüfungstermins und Anmeldung beim Prüfungsexperten

Die Lagoo Segelschule übernimmt die Koordination sowie die Anmeldung deiner praktischen Prüfung für den Schweizer Segelschein D beim Prüfungsexperten. Dafür benötigen wir von dir die blaue Zulassung, die du vom Kanton Schwyz erhalten hast. Weitere Informationen zum Thema Zulassung findest du im Artikel "Anmelde-/Registrierungsablauf Schweizer Schiffsführerausweis & Schiffsführerprüfung". Unsere Intensiv-Prüfungskurse sind so konzipiert, dass du am Ende deines Kurses die praktische Prüfung absolvierst, selbstverständlich mit dem gleichen Schul-/Kursboot und im gleichen Revier, in dem du gelernt hast.

Was solltest du zur praktischen Prüfung mitnehmen?

Das Gleiche wie an den Kurstagen auch.

Vielen Dank, dass du bis hierhin diesen Artikel gelesen hast. Ich hoffe, dass alle relevanten Aspekte für deine Kursvorbereitung abgedeckt sind, und wir nehmen gerne Anregungen entgegen. Verwende dazu einfach die unten stehende Kommentarfunktion oder melde dich bei Fragen!

Fair Winds und bis bald auf dem malerischen Oberen Zürichsee... Ivano 😎